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Minute 39
Fin


Andrea Steinke

Fin ist Französisch und kann übersetzt werden mit:

Abschluss, Ausklang, Ende, Schluss, Untergang, Ziel und Zweck

Im Sinne des Films steht die Schwarze Tafel „FIN – Pantheon Productions“ am Ende der 39. Minute für das Ende des Films. Nicht mehr und nicht weniger.

Was bedeutet dieses Ende? Es ist kein Happy End, es ist keiner gestorben, kein Mörder verhaftet worden, keiner küsst sich und es wurde auch kein Bär aus der Gefangenschaft befreit.

Was ist passiert? Der Liebhaber in Gedanken blickt über den Fluss „seiner“ Henriette und ihrem Ehemann Anatole hinterher. Sie rudert den tollpatschigen Kerl, für den sie keinen Funken Liebe empfinden kann, in den sicheren Hafen. Der Blick des Liebhabers in Gedanken schweift zurück auf das Ufer in sein leeres Boot.

Der letzte Blick war ein Abschluss der Romanze in Gedanken. Die Verliebten mussten sich ein zweites Mal sehen, sodass sie ihre Gedanken nun ruhen lassen können und sich wieder auf den Fluss des Lebens konzentrieren können.

Für Henriette ist es der Untergang ihrer romantischen Gefühle, ihrer Träumereien. Jetzt muss sie sich der Realität, dem gedanklich abwesenden Anatole und der hektischen Großstadt stellen.

Das Ende des Films ist der Untergang der Romantik. Das Ende lässt viele Fragen offen aber ist doch ein abrupterAbschluss: Es ist klar dass sich die beiden nie wieder sehen werden und das nun Platz für neue Ziele und Träumereien frei geworden ist. Offen bleibt, wie romantisch die Begegnung während des Familienausfluges tatsächlich war. Beide haben das Spiel der Verliebten gespielt: Henriette ihre Rolle als unentschlossenes naives Mädchen, das kurz vor ihrer Hochzeit einen Ausbruch wagt, dazu aber mehr oder weniger gezwungen werden muss (ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter) und nicht mehr darüber hinweg kommt. Dieser zweisame Moment der sie am Ende noch zu Tränen rührt war in Gedanken sicher glücklicher, als er tatsächlich gewesen ist. Und auch der heiße Liebhaber, der doch so viel männlicher als der eigene Ehemann erscheint, wäre nie eine alltagstaugliche Besetzung gewesen.

Welches Ziel wurde am Ende erreicht? Alle drei haben sich zurück in der nüchternen Realität eingefunden.

Und der Zweck des Ausfluges? Das Leben wäre doch viel zu einfach, wenn es die Gefühlswirren mit all ihren Auf und Ab’s nicht gäbe. Die drei mussten Entscheidungen treffen, es wurden Entscheidungen für sie getroffen und auch das Schicksal hat ihren Weg mitbestimmt. Am Ende rudern sie in eine neue alte Richtung, befreit von der Frage „was wäre wenn?“

 




Andrea Steinke: Ich bin 24 Jahre alt, komm ursprünglich aus Freiburg, lebe seit 5 Jahren in Berlin und studiere jetzt GWK im 6. Semester. Mein Hauptfach ist AV und das macht mir große Freude. Vielleicht werde ich eines Tages einmal Filme produzieren, ansonsten ist der Alternativ Plan nach Portugal auszuwandern und dort ein Hostel zu eröffnen. Mein absoluter Lieblingsfilm ist Blow up von M. Antonioni. Mein am liebsten gelesener Autor ist Andrea Camillieri, der schreibt über den sizilianischen Komissar Monalbano. Falls ich mal Freizeit habe, bin ich ne alte Feiersau oder ergreife gerne mal die Flucht aus der Stadt - dann geh ich Ponyreiten im Berliner Umland. Mein Ziel fürs nächste Jahr ist es, endlich einmal Bilder in unserer Wohnung aufzuhängen und meinen Mitbewohner zu überreden einen Hund zu kaufen...